Handwerkskammer Aachen
Beim Begriff „Handwerkskammer“ haben viele Menschen das Bild einer Behörde im Kopf – großes Haus, viele Büros, Formulare ausfüllen, hoheitliche Stempel und so weiter.
„Das Bild stimmt so nicht, oder nur ein bisschen“, sagt Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen und erläutert: „Die Handwerkskammer Aachen ist Behörde, Interessenvertretung, Qualifizierungs- und Beratungsunternehmen in einem. Das ist eine sehr spannende Kombination.“ Als Körperschaft des öffentlichen Rechts hat sie selbstverständlich einen gewissen Behördencharakter. Das ist auch gut so. Schließlich übernimmt sie anstelle staatlicher oder kommunaler Behörden eine Vielzahl hoheitlicher Aufgaben, die ihr vom Staat übertragen wurden. Dafür gibt es auch ein eigenes Gesetz, die Handwerksordnung, in dem die Aufgaben geregelt sind.
Hoheitliche Aufgaben:
Hierzu zählen unter anderem das Führen der Handwerksrolle und des Verzeichnisses des handwerksähnlichen Gewerbes. Darin sind alle Mitgliedsbetriebe eingetragen. Im Herbst 2020 immerhin 17.007 Betriebe. Die Kammer erlässt Vorschriften zur Berufsausbildung; ihre Prüfungsausschüsse nehmen Gesellen- und Meisterprüfungen ab. Damit trägt sie dazu bei, dass die Ausbildung im Handwerk ihr international anerkanntes, hohes Niveau behält. 2015 zum Beispiel wurden 2.026 Gesellenprüfungen, 225 Meisterprüfungen und 445 Fortbildungsprüfungen abgenommen. Weil diese Menge nicht allein mit festangestellten Mitarbeitern zu bewerkstelligen ist, gehört es zum Wesen der Handwerksorganisation, dass viele ehrenamtliche Prüfer aus dem Handwerk und aus den Berufskollegs bei den Prüfungen mitwirken. Das sind rund 1.900 Menschen, die mit Know-how und Herzblut bei der Sache sind. Die Kammer führt auch die sogenannte Lehrlingsrolle, in der alle Lehrverträge der Handwerksbetriebe mit dem zukünftigen Fachkräftenachwuchs eingetragen sind. Darüber hinaus prüft sie, ob die Betriebe ausbildungsberechtigt sind und hilft bei rechtlichen Fragen.
Interessenvertretung:
Ein wichtiger Aufgabenschwerpunkt ist die Vertretung der Interessen des Handwerks in Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung. So wirkt die Handwerkskammer bei Neuerungen der wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen, die das Handwerk betreffen, mit. Sie unterbreitet Vorschläge, erstellt Gutachten, pflegt einen intensiven Kontakt zu allen relevanten Behörden, Institutionen und Verbänden. Der Gedanke dahinter ist, dass die vielen kleinen und mittleren Handwerksbetriebe selber keine eigenen Personalressourcen haben, um in ausreichendem Maße für ihre Interessen eintreten zu können.
Beratung:
Wer ein Handwerksunternehmen leitet, muss in vielen rechtlichen, betriebswirtschaftlichen und technischen Bereichen fit sein. Da die Betriebe eher klein strukturiert sind und sich keine eigenen Fachabteilungen für alle diese Fragen leisten können, bietet die Handwerkskammer Aachen ihren Mitgliedsbetrieben ein umfangreiches Beratungs- und Serviceangebot: Existenzgründer werden auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleitet, damit sie keine (teuren) Anfängerfehler machen. Bestehende Unternehmen erhalten Hilfestellung in allen betriebswirtschaftlichen, technischen und rechtlichen Fragen wie der Vorbereitung auf Bankgespräche bei Finanzierungs- und Investitionsvorhaben, der Kostensteuerung und dem Controlling oder der Vorbereitung der Übergabe des Betriebs an die nächste Generation.
Bilden:
Wer sein Handwerk versteht, ist gut ausgebildet und hat sich stets weiterqualifiziert. Auch hier kommt die Handwerkskammer ins Spiel. An fünf Standorten im Kammerbezirk unterhält sie Bildungszentren beziehungsweise eine Akademie für Handwerksdesign, in denen Lehrlinge, Gesellen und Unternehmensleiter aus-, fort- und weitergebildet werden. In den Bildungszentren finden die Überbetriebliche Unterweisung für die Lehrlinge, die Meisterschulen und Fortbildungskurse statt.
